Sondergruppen des BKD

  1. Kriegsblinde Frauen
  2. Kriegstaubblinde
  3. Erblindete Ohnhänder

Kriegsblinde Frauen

Kriegsblinde Frauen verloren ihr Augenlicht als Kleinkinder, junge Mädchen oder Frauen jeder Altersgruppe. Sie erblindeten durch Bombenangriffe, im Kriegseinsatz als Krankenschwestern, auf der Flucht oder in der Gefangenschaft.

In der Mitte der 60er Jahre kamen erstmals kriegsblinde Frauen aus der ganzen Bundesrepublik im Kursanatorium Bad Berleburg zusammen, um sich kennenzulernen und gemeinsam mit dem Vorstand Fragen zur künftigen Betreuung zu erörtern.

Der BKD beschloss dreiwöchige Rehabilitationslehrgänge in Bad Berleburg durchzuführen. Seit der Schließung des Rehabilitationszentrums in Bad Berleburg Ende 2005 werden diese Lehrgänge in den anderen Häusern des BKD durchgeführt. Ziel dieser Maßnahmen ist es nach wie vor, neben kreativen Aktivitäten wie Handarbeiten aller Art, Kochen und Backen, Modellieren, Seidenmalerei und anderem auch das Wissen auf literarischem, politischem und wirtschaftlichem Gebiet zu fördern.
Auch der seelischen Rehabilitation wird viel Raum gegeben. Sie gibt den Teilnehmerinnen die Möglichkeit, Gedanken und Erfahrungen auszutauschen, gemeinsame Probleme zu erörtern, um daraus Kraft zu schöpfen, Mut zu fassen, Freundschaften zu vertiefen und Freude zu empfinden am gemeinsamen Tun unter gleichen Bedingungen. Selbst der Tanzunterricht und die Modeschauen haben ihren festen Platz in den Reha-Lehrgängen für die kriegsblinden Frauen.

 

Einer der Höhepunkte der Reha-Lehrgänge für kriegsblinde Frauen ist immer die Modenschau, die den erblindeten Teilnehmerinnen die unmittelbare Tuchfühlung mit neuen Modellen und Stoffen ermöglicht

 

Bildunterschrift: Einer der Höhepunkte der Reha-Lehrgänge für kriegsblinde Frauen ist immer die Modenschau, die den erblindeten Teilnehmerinnen die unmittelbare Tuchfühlung mit neuen Modellen und Stoffen ermöglicht.

 

Kriegstaubblinde

Unter den Opfern beider Weltkriege gab und gibt es noch immer gehörlose und fast ertaubte Blinde - die Kriegstaubblinden. Die individuelle Pflege und Betreuung, das Zusammenleben mit Taubblinden erfordert viel Geduld, Sachkenntnis und Einfühlungsvermögen. Der geistig gesunde Taubblinde, erst recht, wenn er einst mit gesunden Sinnen gelebt und die Erinnerung bewahrt hat, ist belastet durch den ständigen Verzicht auf die Wahrnehmung wichtiger Umweltvorgänge. Viele Annehmlichkeiten des täglichen Lebens allein durch Kommunikation und Angebot der Medien sind ihm so gut wie verschlossen.

Waren Kriegstaubblinde früher mangels Erfahrung und ihrer Seltenheit wegen meist sich selbst und ihren Familien überlassen, so hat sich das seit 1965 zu ihrem und zum Vorteil ihrer Angehörigen grundlegend geändert. In diesem Jahr entstand eine eigene Taubblindengruppe innerhalb des BKD unter Berufung eines Kriegstaubblinden als Sachbearbeiter im Bundesvorstand.

Bei Gründung der Gruppe waren es 30 Kriegstaubblinde. Durch Tod und Neuzugänge infolge späterer Verschlechterung des Hörvermögens ergaben sich immer wieder Veränderungen, so dass derzeit immer noch etwa 25 Kameraden zu dieser Gruppe zählen.

Lehrgänge für Kriegstaubblinde zur gesellschaftlichen Rehabilitation werden jährlich in den Kurheimen des BKD durchgeführt. Für die Teilnehmer mit einem geringen Rest an Hörvermögen stehen technisch hochwertige Hörhilfen zur Verfügung. Die völlig Gehörlosen erfahren den Inhalt von Referaten usw. durch die Vermittlung von Blindenschrift und durch den sogenannten "Braillomat", der gleichzeitig für mehrere Angeschlossene das gesprochene Wort in Punktschrift übersetzt.

 

Am Braillomat können mehrere Kriegstaubblinde miteinander per Blindenschrift kommunizieren. Dieses Gerät steht im sogenannten Taubenschlag unseres Rehabilitationszentrum Bad Berleburg

 

Bildunterschrift: Am Braillomat können mehrere Kriegstaubblinde miteinander per Blindenschrift kommunizieren.

 

Kriegsblinde Ohnhänder

Der BKD vereint nicht nur Kriegsblinde, sondern auch Kameradinnen und Kameraden mit zusätzlichen Schädigungsfolgen. Zu diesen gehört die Gruppe der erblindeten Ohnhänder und Ohnhänder-Gleichgestellten.

Durch die Doppelbehinderung dieser Gruppe bestanden bereits erhebliche Schwierigkeiten bei der angemessenen Umschulung und bei der Arbeitsvermittlung. Besonders betroffen waren die Kameraden, die auf dem Lande wohnten.

Da mit zunehmenden Lebensalter neben den schweren und doppelten Verletzungsfolgen auch noch altersbedingte Beeinträchtigungen auftreten, wird die Bewältigung des Alltags immer komplizierter. Für die Ehefrauen wird die notwendige Pflege rund um die Uhr immer schwieriger, nicht zuletzt durch die Folgen der jahrzehntelangen persönlichen und körperlichen Überforderung. Es müssen zusätzliche Pflegepersonen gefunden und eingestellt werden.

Von größter Bedeutung für die erblindeten Ohnhänder sind die Lehrgänge zur gesellschaftlichen Rehabilitation, die von 1967 bis 2005 im Rehabilitationszentrum Bad Berleburg veranstaltet wurden. Seit der Schließung des Rehabilitationszentrums Bad Berleburg werden diese Lehrgänge in den anderen Kurheimen des BKD durchgeführt. Bei der jeweiligen Gestaltung müssen die weiteren Verletzungen wie Gehörbeeinträchtigungen, Gleichgewichtsstörungen, Hirnverletzungen und zusätzliche Amputationen berücksichtigt werden.

Jeder erblindete Ohnhänder kann im Rahmen der ihm noch verbliebenen Möglichkeiten an Vorträgen, beim Sport, am Schwimmen, Wandern und an der Beschäftigungstherapie teilnehmen. Die Beschäftigungstherapie fördert die individuellen Fähigkeiten beim Arbeiten mit Ton oder beim Weben und Flechten. Notwendig sind dabei sehr viele Handreichungen und Hilfen der Ehefrauen und Betreuungspersonen vorher, während und zum Abschluß dieser Tätigkeiten. Vorträge, etwa aus den Gebieten Politik, Gesetzgebung, orthopädische Hilfsmittel, Ernährung und Gesundheit, werden angeboten. Auch kulturelle Belange werden berücksichtigt.

 

Sport und Gymnastik sind gerade auch für die Kriegsblinden-Ohnhänder bei ihren Reha-Lehrgängen ein wichtiger Ausgleichsfaktor

 

Bildunterschrift: Sport und Gymnastik sind gerade auch für die Kriegsblinden-Ohnhänder bei ihren Reha-Lehrgängen ein wichtiger Ausgleichsfaktor